Lebensraum, Lebensraumaufwertung


Wieselschutz auf der Basis der Populationsbiologie

Der Rückgang der beiden Wieselarten im Mittelland muss unbedingt gestoppt werden. Allerdings kann es angesichts der weitreichenden Bedeutung der Populationsstruktur nicht genügen, lediglich einzelne Lebensräume für Hermelin und Mauswiesel aufzuwerten. Vielmehr muss die Dynamik in der Metapopulation wieder ermöglicht werden. Einzelne Lokalpopulationen dürfen durchaus erlöschen wenn Mäusemangel herrscht, aber nicht als Folge ungenügender Habitatqualität. Von grösster Bedeutung scheint zu sein, dass ausreichend häufige Koloniegründungen dem Erlöschen von Lokalpopulationen die Waage halten. Dafür müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Sehr viele geeignete – nicht immer besiedelte – Habitatflecken von hoher Qualität müssen im Lebensraum der Metapopulation vorhanden sein. Für eine hohe Lebensraumqualität ist oft eine Aufwertung nötig, unter anderem durch wieselgerechte Kleinstrukturen.
  • All diese Habitatflecken müssen innerhalb der Metapopulation vernetzt sein durch deckungsreiche Verbindungsstrukturen. Strassen müssen passierbar sein, wozu teils wieselgerechte Kleintierdurchlässe nötig sind. Es genügt für Hermelin und Mauswiesel nicht, wenn die überregionalen Wildtierkorridore saniert werden, obwohl diese als Minimalverbindung zwischen benachbarten Metapopulationen oft ebenfalls sehr wichtig sind.
  • Mindestens einzelne Individuen müssen auch in Problemzeiten überleben können. In jeder Metapopulation braucht es deshalb auch da und dort eine starke Lokalpopulation (Kernpopulation), in welcher das Aussterberisiko gering ist. Von dieser Kernpopulation aus können bei zunehmendem Beuteangebot rasch Tiere emigrieren und vorher erlöschte Habitatflecken wieder besiedeln.

Da das Mauswiesel gefährdeter ist als das Hermelin und zwischen den beiden Arten gleichzeitig eine starke Konkurrenzsituation herrscht, sollten Fördermassnahmen vor allem auf Mauswiesel ausgerichtet werden. Habitatflecken in unmittelbarer Nähe zu Feldmausbeständen sollten daher prioritär gefördert und Mauswiesel-Kernpopulationen in grösseren Feldmausgebieten gestärkt werden. Verbesserungen bei der Vernetzung der Habitatflecken dienen hingegen beiden Wieselarten gleichermassen, da ihre Ansprüche diesbezüglich sehr ähnlich sind.

Aus Müri, Helen (2005): Hermelin und Mauswiesel im Licht der Populationsstruktur. Wildbiologie 4/32, 16 pp.
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    Hermelin: wieselflink als Lebensstrategie (Foto: Rolf Müller/rm-naturbildershop.de)