Metapopulationsstruktur
Gestörte Balance zwischen Erlöschen und Entstehen von Lokalpopulationen
Gestörte Balance zwischen erlöschen und entstehen von Lokalpopulationen
Was ist mit den Wieselpopulationen im Schweizer Mittelland geschehen? Aktuelle wissenschaftlich belegte Antworten auf diese Frage fehlen. Allerdings kann man davon ausgehen, dass die intensivierte Nutzung der offenen Landschaft durch Siedlungen, Strassenbau und Landwirtschaft sowie die Ausräumung der Landschaft und damit ein Mangel an Kleinstrukturen die Lebensräume von Hermelin und Mauswiesel qualitativ verschlechtert haben. Doch scheint dies für eine Erklärung des Rückgangs der Wiesel, insbesondere des Mauswiesels, nicht auszureichen. Daher möchte ich hier im Sinne einer Hypothese eine weitergehende Antwort auf die Frage nach den Rückgangsursachen wagen. Mauswiesel – und in Abschwächung auch die Hermeline – sind eine der ganz wenigen einheimischen Säugetierarten mit einer echten bzw. primären Metapopulationsstruktur (Hanski 1999). Arten mit einer solchen Populationsstruktur leben natürlicherweise in fleckenhaft verteilten und voneinander getrennten Lokalpopulationen, die jedoch untereinander regelmässig Individuen austauschen (…). Ein solches Netzwerk von lokalen Populationen nennt man Metapopulation. Häufiges Erlöschen von Lokalpopulationen ist bei den echten Metapopulationen mindestens teilweise ein natürlicher Prozess. Manchmal sterben lokale Populationen aber gehäuft wegen suboptimaler Habitatqualität aus. Kritisch wird es für die gesamte Metapopulation, wenn ein solches Erlöschen nicht mehr durch genügend häufige Neubesiedlungen «leerer» Habitatflecken ausgeglichen wird. Für diesen Kolonialisierungsprozess fehlen im Schweizer Mittelland vermutlich sowohl ausreichende Vernetzungen und genügend optimal verteilte Habitatflecken (Patches) als auch starke Kernpopulationen, das heisst grössere Lokalpopulationen mit Emigrationspotenzial.
Aus Müri, Helen (2005): Hermelin und Mauswiesel im Licht der Populationsstruktur. Wildbiologie 4/32, 16 pp.
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