Wie plane ich ein Förderprojekt für Wiesel?
Eine gute Planung ist Voraussetzung, um Förderprojekte erfolgreich und mit der notwendigen Qualität durchzuführen. In der Aufbauphase entsteht die Organisationsstruktur mit allen Beteiligten und Betroffenen. Ebenso werden erste Abklärungen getroffen, wo Fördermassnahmen sinnvoll sind. Dazu ist eine Analyse des Populationsraums nötig, worauf schliesslich der Projektperimeter festgelegt wird. Alle Ergebnisse der vorbereitenden Arbeiten werden in einem Projektbeschrieb zusammengefasst, der auch für die Sicherstellung der Finanzierung des ganzen Förderprojekts notwendig ist.
Organisation eines Förderprojekts
Die Projektorganisation ermöglicht eine breite Abstützung auf lokaler und fachlicher Ebene sowie über die betroffenen Sektoren (siehe Schema). Bei grossen Projekten besteht sie aus einer Projektleitung, einer fachlichen Begleitung, einer Trägerschaft, einer begleitenden Arbeitsgruppe sowie den ausführenden Personen. Diese Organisationspfeiler arbeiten für das Förderprojekt zusammen. Bei kleinen Projekten genügen eine Projektleitung, eine fachliche Begleitung und die beteiligten Landbesitzer/-innen bzw. Bewirtschafter/-innen.
Schema des Vorgehens bei einem Förderprojekt:

Im Zentrum steht die Projektleitung, die mit allen anderen Partnern Kontakt hält. Für die Bildung dieser Organisationsstruktur haben sich zwei Wege bewährt:
- Eine regionale Organisation/Person bekundet Interesse an einem Förderprogramm und sucht dafür einen Projektleiter/eine Projektleiterin.
- Ein Projektleiter/eine Projektleiterin sucht für ein geeignetes Gebiet eine Trägerschaft und baut eine entsprechende Projektorganisation auf.
Vorgehen: Von der Aufbauphase bis zur langfristigen Betreuung
Ein Förderprojekt besteht aus den folgenden Phasen: Aufbauphase, Umsetzungsphase, Erfolgskontrolle und langfristige Betreuung (siehe Schema). Der Projektperimeter wird bereits in der Aufbauphase bestimmt. Die Schwerpunkt- und Vernetzungsgebiete innerhalb des Projektperimeters werden in der Detailplanung festgelegt. In diesen Gebieten werden in der Regel die verschiedenen Massnahmen zur Wieselförderung umgesetzt. Bei den praktischen Arbeiten zur Aufwertung müssen gleichzeitig die Erfolgskontrolle und die langfristige Betreuung festgelegt werden.
Schema des Vorgehens bei einem Förderprojekt:

Wichtige Planungsschritte
Analyse des Populationsraums

Gewässer mit naturnahen Ufern stellen keine Barrieren für Wiesel dar. © Albert Heeb
Als Populationsraum wird dasjenige Gebiet bezeichnet, das von einer gesamten Population benötigt bzw. genutzt wird. Als Population werden die Individuen derselben Art definiert, die miteinander regelmässig in Beziehung und genetischem Austausch stehen (Fortpflanzungsgemeinschaft).
Die Grenzen eines Populationsraums werden dort gezogen, wo nur gelegentlich Individuen einen Raum verlassen und kaum in den Ausgangsraum zurückkehren. Neben natürlichen Begrenzungen wie Seen und Flüsse sind heute vor allem Siedlungen und Verkehrsträger unüberwindbare Barrieren. Grenzen werden auch an für Wiesel nutzbaren Engpässen, die eine Vernetzung mit benachbarten Populationsräumen ermöglichen gezogen (z.B. Wildtierkorridore nationaler Bedeutung).
Im Rahmen einer Populationsraumanalyse wird der Projektperimeter mit den Schwerpunktgebieten und Vernetzungsachsen innerhalb des Populationsraums definiert. Dabei ist Folgendes zu berücksichtigen:
- die regionale Vernetzung der Lebensräume für die Zielarten, wie Dauerwiesen und -weiden, Gewässer, Waldränder, Biodiversitätsförderflächen, Naturschutzgebiete, Abbaugebiete, Militärübungsplätze
- die grossräumige Vernetzung für terrestrische Wildtiere mittels Wildtierkorridoren, Kleintierpassagen, Verbindungen zu Nachbarpopulationen; aber auch Barrieren, die eine Vernetzung behindern wie stark befahrene Strassen, verbaute Gewässer, Siedlungsgürtel
- Lenkung in Sackgassen und Förderung in isolierten Gebieten vermeiden
- Nachweise der Zielarten im Projektperimeter
Projektperimeter mit Schwerpunktgebieten
Ziel eines Förderprojekts ist die optimale Aufwertung und Vernetzung des Lebensraums für die Zielarten und das mit den verfügbaren Ressourcen. Ein Förderprojekt konzentriert sich deshalb auf ein Gebiet innerhalb des Populationsraums, den Projekperimeter. Dieser beinhaltet Schwerpunktgebiete (Grafik) bestehend aus Kernpatches/grosse Lebensraumbereiche und kleinen Patches/kleine Lebensraumbereiche sowie den Vernetzungsachsen dazwischen:

Die grossen Kernpatches sind für Wiesel vielseitig nutzbare und häufig frequentierte Lebensraumbereiche. In den kleinen Patches kann eine Lokalpopulation nur in guten Mäusejahren ganzjährig leben, ansonsten werden sie nur zeitweise genutzt. Die Vernetzungsachsen zwischen den verschiedenen Patches ermöglichen den Austausch von Individuen untereinander.
Umgang mit Konflikten mit anderen Förderprojekten

Fuchs am Mausen: Füchse folgen bei ihren Streifzügen gerne Strukturen in der Landschaft. © Birger Strahl
Es ist sehr wichtig, sich frühzeitig zu erkundigen, ob in bestimmten Flächen des Projektperimeters bereits ein weiteres Förderprojekt mit anderen Zielarten läuft. Ist dies der Fall, ist abzuklären, ob die Zielarten bei überlappenden Förderprojekten die gleichen ökologischen Ansprüche haben und somit von denselben Fördermassnahmen profitieren (Fall A). Oder es tritt der Fall ein, dass die Fördermassnahmen die Zielarten des einen Projekts stärken, aber gleichzeitig die Zielarten des anderen Projekts benachteiligen (Fall B). Je nach Situation muss ein anderes Vorgehen gewählt werden.
Fall A:
Wenn alle Zielarten von den Massnahmen des neu geplanten Förderprojekts profitieren (z.B. der Neuntöter von den Kleinstrukturen), dann werden die Synergien zwischen den Projekten genutzt, um die Massnahmen optimal aufeinander abzustimmen. Dazu wird früh das Gespräch gesucht und die Zusammenarbeit an einer Koordinationssitzung geregelt und schriftlich festgehalten. Wichtig ist, dass die Landwirte und andere Akteure, welche die Massnahmen ausführen, nur eine Ansprechperson haben, sonst sorgt man für Verwirrung. Wenn sich diese Ansprechperson bezüglich Wieselförderung nicht auskennt, soll sie von einer Fachperson instruiert werden (z. B. von Mitarbeitern von WIN Wieselnetz).
Fall B:
Wenn sich die Aufwertungsmassnahmen des neu geplanten Förderprojekts für Wiesel direkt oder indirekt negativ auf die Zielarten des laufenden Förderprojekts auswirken, z.B. erhöhte Gefährdung durch Raubtiere für Kiebitz oder Feldhase durch das Anlegen von Kleinstrukturen, müssen die beiden Projekte räumlich entflochten werden. Dies soll ebenfalls an einer Koordinationssitzung geregelt und schriftlich festgehalten werden.
Detailplanung für die Aufwertung
Im Rahmen der detaillierten Planung wird der Projektperimeter mit den Schwerpunktgebieten ergänzt und bereinigt. Überlegungen, wie der Lebensraum aufgewertet werden kann, erfolgen insbesondere für die Schwerpunktgebiete mit den Kernpatches, den kleinen Patches und den Vernetzungsachsen.
Entscheidend bei der detaillierten Planung ist, dass die einzelnen geplanten Massnahmen in genügender Zahl und geeigneter Qualität, in der richtigen räumlichen Lage und untereinander angemessen vernetzt vorgesehen sind. Dabei stützt man sich auf das, was Wiesel brauchen, damit sie ein Gebiet besiedeln können:
- Jagdgebiete wie Dauerwiesen und -weiden
- um Nahrung zu finden
- Genügend Verstecke
- zum Schutz vor Feinden
- als Ruheplätze
- für die Jungenaufzucht
- Deckung in vernetzter Landschaft
- um sich fortbewegen zu können ohne von den Feinden entdeckt zu werden.
Detaillierte Angaben zu den konkreten Fördermassnahmen finden Sie hier.
Bild: © Peter Keusch