Wie kann ich die Landschaft für Wiesel und andere kleine Säugetiere aufwerten und vernetzen?

Genügend Nahrung und Sicherheit sind Voraussetzung, dass Wiesel in einem Gebiet leben können. Es braucht also Dauerwiesen und -weiden als geeignete Jagdgebiete sowie sichere Verstecke und Deckung. Die entsprechenden Strukturen liegen oft nicht beieinander, weshalb sie miteinander vernetzt sein müssen.

Um Wiesel zu fördern, konzentriert man sich deshalb darauf, das Angebot an geeigneten Rückzugsorten für Ruhe, Sicherheit vor Fressfeinden und Jungenaufzucht zu erhöhen sowie die Durchlässigkeit zwischen diesen Orten zu gewährleisten. Nachfolgend finden Sie Informationen aus der Praxis, wie die wichtigsten Massnahmen hierzu umgesetzt werden.

Strukturen für Rückzug und Jungenaufzucht

Asthaufen in Wiese

Mehr als 2 m hoher Asthaufen auf einer Wiese, der Wieseln Schutz gegen Feinde und Witterung bietet. © Cristina Boschi

Sinnvollerweise verwendet man einheimisches Holz aus der Umgebung, um einen Asthaufen zu bauen. Äste werden häufig aus der Waldrand-/Heckenpflege in der Nähe gewonnen. Ein krautiger Streifen um den Asthaufen ist für Wiesel nicht notwendig, er ist aber nützlich als Deckung und Jagdgebiet für verschiedene andere Tierarten (z. B. Eidechsen).

Grösse eines Asthaufens

  • mindestens 1,5 m hoch
  • Durchmesser mindestens 3 m

Material für 1 Asthaufen

  • Frisch geschlagenes Holz ist optimal, da es langsamer als altes Holz zusammenfällt;
  • 6–8 etwa 1 m Lange Ast-oder Stammstücke von ≥ 15 cm Durchmesser für den blockhausartigen Hohlraum (etwa 30 cm x 30 cm), wo eine Wieselmutter ein Nest für die Junge anlegen kann;
  • Die Menge eines 35 l Sacks halb gefüllt mit trockenem Laub, Stroh, Heu oder ähnlichem natürlichem Material, um den Hohlraum zu polstern;
  • 6 m3 oder mehr dünnere bis ganz dünne Äste ca. 2–3 m lang, wobei beim Bau eines Asthaufens am Anfang kürzere und dickere Äste und nachher längere und dünnere Äste aufgeschichtet werden;
  • zuletzt werden 2–3 dickere Aststücke auf den Asthaufen gelegt, um diesen windsicher zu stabilisieren.

Geräte

  • Motorsäge, Handsäge und Baumschere sind sehr hilfreich, um bei Bedarf die Länge des Astmaterials im Laufe des Asthaufenbaus anzupassen.

Anleitung

  • Eine Anleitung zum Bau eines Asthaufens finden Sie hier und im folgenden Kurzfilm:
  • Beim Bau des Asthaufens werden die Äste so angelegt, dass die offenen Lücken auf allen Seiten klein bleiben (etwa 4 cm ist die maximale Schädelbreite eines Hermelins), so dass Wiesel, aber keine Feinde wie Füchse eindringen können.
Steinhaufen in Gelände

Steinhaufen an einer Böschung mit genügend grossen Steinen, so dass Wiesel durch die Spalten schlüpfen können. © Cristina Boschi

Je nach Region sind geeignete Steine in der nahen Umgebung vorhanden. Sonst kann man sie aus einer Kiesgrube oder einem Steinbruch in der Nähe beziehen. Der Steinhaufen kann ohne krautigen Streifen angelegt werden, für Wiesel ist er nicht notwendig. Er ist aber nützlich als Deckung und Jagdgebiet für verschiedene andere Tierarten (z. B. Eidechsen).

Grösse eines Steinhaufens

  • mindestens 1,5 m hoch
  • Durchmesser mindestens 3 m

Material für ein Steinhaufen

  • Etwa 4 m³ grosse Steine (faust- bis kopfgross, sog.“Überkorngrösse” wenn aus einer Kiesgrube bzw. “formwild” wenn aus einem Steinbruch), die man noch von Hand tragen kann, darunter 10–12 kopfgrosse Steine für einen etwa 30 cm x 30 cm grossen Hohlraum, wo eine Wieselmutter ein Nest für die Junge anlegen kann;
  • Die Menge eines 35 l Sacks halb gefüllt mit trockenem Laub, Stroh, Heu oder ähnlichem natürlichem Material, um den Hohlraum zu polstern.

Anleitung

  • Eine Anleitung zum Bau eines Steinhaufens finden Sie hier und in einem Kurzfilm.
  • Beim Bau des Steinhaufens wird darauf geachtet, dass es etwa 4 cm gross Spalten gibt, damit sie genug breit für Wiesel sind, aber zu klein für Feinde wie den Steinmarder.
Asthaufen neben Hecke

Reich strukturierte und vernetzte Kulturlandschaft mit zahlreichen Ast- und Steinhaufen. © Pia Schütz

Die Massnahmen sollen im Kulturland und im Waldrandbereich (bis etwa 10 m in den Wald reichend) realisiert werden. So sind die Verstecke nahe bei den Wiesen und Weiden, welche den Wieseln geeignete Jagdreviere bieten.

Die folgenden Standorte werden gewählt:

  • möglichst in der Nähe bzw. auf einer mausreichen Dauerwiese oder -weide;
  • an Hecken, Strauchgruppen, Bäumen;
  • an Waldrändern, wenn kein Weg unmittelbar vor dem Waldrand verläuft;
  • an Böschungen, dann ist oft eine Befestigung des Stein-/Asthaufens notwendig;
  • nicht an einem Ort, wo sich Wasser ansammeln kann;
  • entlang von Ufern ausserhalb der Hochwasser-Gefahrenzone.

Bei der Standortwahl beachtet man Folgendes:

  • es spielt keine Rolle nach welcher Himmelsrichtung der Standort exponiert ist;
  • die Distanz zur nächsten Deckung bzw. zum nächsten Versteck soll idealerweise nicht mehr als 20 m betragen;
  • nicht unmittelbar neben einem Weg oder einem Trampelpfad anlegen — mindestens 20 m Abstand;
  • unter Freileitungsmasten darf der Betrieb und der Unterhalt der Hochspannungsleitung nicht durch den Ast-/Steinhaufen behindert werden (nach Anweisung von Swissgrid).
Wiesellandschaft gezeichnet mit Farbstift

Reich strukturierte und vernetzte Kulturlandschaft mit zahlreichen Ast- und Steinhaufen. © Cristina Boschi

Wiesel brauchen in ihrem Lebensraum mehrere Verstecke. Einerseits wechseln sie häufig ihr Versteck, andererseits bringen Muttertiere ihre Jungtiere bei Störungen an einen neuen geschützten Ort in der Nähe. Die Zahl der notwendigen Verstecke kann zurzeit nur aufgrund der gesammelten Erfahrungen geschätzt und empfohlen werden:

In Lebensräumen

In Dauerwiesen und/oder -weiden von mindestens 2,5 ha, wo Wiesel für längere Zeit leben können:

  • ≥ 5 Ast-/Steinhaufen verteilt auf einer Fläche von 1 ha; oder
  • ≥ 5 Ast-/Steinhaufen verteilt auf einer Länge von 150 m (z. B. entlang einer Hecke).

Entlang von Vernetzungsstrukturen

Entlang von Waldrändern, Hecken oder Säumen, die verschiedenen Lebensräume für Wiesel verbinden

  • maximal 150 m Abstand zwischen den einzelnen Ast-/Steinhaufen.

Ast- und Steinhaufen dürfen nicht von Pflanzen vollständig überwuchert werden und unter der Vegetation verschwinden. Zudem sollen sie immer genug hoch sein, damit sie von den Wieseln auch in hohem Gras gefunden werden. Deshalb erfolgt die Pflege folgendermassen:

  • Wenn der Ast-/Steinhaufen weniger als 1 m hoch ist, muss er erneut mit Astmaterial bzw. Steinen erhöht werden. Astmaterial gewinnt man häufig im Rahmen einer Baum-, Hecken oder Waldrandpflege vor Ort. Evtl. können faust- bis kopfgrosse Steine aus der Umgebung, z. B. aus einem Acker, laufend hinzugefügt werden.
  • Wenn auch der Unterbau mit den dicken Aststücken zerfallen ist, was in der Regel nach etwa 12–15 Jahren der Fall ist, wird am Rand des früheren Asthaufens ein neuer von Grund aufgebaut.
  • Überwuchernde Pflanzen müssen bei Bedarf zurückgeschnitten werden, damit der Ast-/Steinhaufen noch als solcher erkennbar ist und die Zwischenräume im Laufe der Zeit nicht durch die Vegetation verschlossen werden.

Folgende Möglichkeiten haben sich in der Praxis bisher zur langfristigen Sicherung der Fördermassnahmen bewährt:

  • Eine schriftliche Vereinbarung, in welcher sich der Bewirtschafter verpflichtet einen Ast-/Steinhaufen für eine bestimmte Zeitperiode zu erhalten (z. B. acht Jahre), sichert die Massnahme zur Wieselförderung für einen bestimmten Zeitraum.
  • Mit einem Vergütungsbonus, welcher vom Förderprojekt nach einem gewissen Zeitraum bezahlt wird, kann man dafür sorgen, dass die Ast-/Steinhaufen oder andere Fördermassnahmen langfristig erhalten bleiben (z. B. zwei Jahre nach Erstellung bzw. Unterhalt, siehe Bonus-System von Wiesel & Co. am Zimmerberg).
  • Im Moment sind vom Bund keine Beiträge für Ast- und Steinhaufen oder Altgrasstreifen auf Wiesen vorgesehen. Es ist aber möglich, die Fläche, auf der sich Ast- und Steinhaufen bzw. Altgrasstreifen befinden, als Biodiversitätsförderfläche (BFF) Säume auf Ackerflächen bzw. auf Wiesland, Buntbrachen und Rotationsbrachen sowie Hecken zählen als Biodiversitätsförderflächen und können entsprechend angemeldet werden.

Die Massnahmen sollten soweit möglich über bestehende Finanzierungsmöglichkeiten (z.B. Direktzahlungsverordnung, Vernetzungsprojekte, andere laufende Projekte) vergütet werden. Ist dies nicht möglich, können die finanziellen Mittel über ein Wieselförderprojekt organisiert werden. In den meisten Fällen bezahlt dann die Trägerschaft des Förderprojekts einen einmaligen Betrag nach der Realisierung der Massnahmen aus. In der Regel wird die Umsetzung der Massnahmen inkl. der Material-/Geräte-/Transportkosten entschädigt.

Die Höhe der Vergütung der Massnahmen ist unterschiedlich je nach Region und Situation. Eine Bonuszahlung nach ein paar Jahren für den Unterhalt ist möglich. Dabei ist aber mit einem höheren administrativen Aufwand zu rechnen. Beispiele für das Bonus-System sind das Projekt Wiesel & Co am Zimmerberg (ZH) und das Wieselförderprojekt im Naturpark Thal (SO). Die entsprechenden Links finden sie unten. Sie können sich gern auch bei der Geschäftsstelle von WIN Wieselnetz beraten lassen.

Lineare Strukturen als Vernetzungsachsen

Baumhochhecke

Hecke mit Krautsaum. © Cristina Boschi

Hecken sind dichte, nur wenige Meter breite Gehölzstreifen, aufgebaut von niederen und hohen Büschen, gelegentlich ergänzt durch einzelne Bäume. Hecken bestehen aus einem Gehölzbereich aus einheimischen Gehölzen, die mindestens in drei versetzten Reihen mit einem Abstand von 1 m gepflanzt sind. Jeweils fünf Stück der gleichen Gehölzart werden  zusammengepflanzt. Zur Hecke gehört auf beiden Seiten auch ein 3–6 m breiter krautiger Streifen, der einmal jährlich gestaffelt geschnitten wird.

Strauchgruppen bestehen aus mindestens 10 einheimischen Sträuchern mit einem Abstand von 1 m. Ein 1–3 m breiter krautiger Streifen bietet zusätzlich Deckung für Wiesel und andere kleine Bewohner des Kulturlands.

Saumacker neben Maisfeld

Saum auf Ackerfläche. © Kai Huovinen

Saumwiese angrenzend an Waldrand

Saum auf Wiese. © Severin Dietschi, Agrofutura AG

Säume sind extensiv genutzte, krautige Streifen. Sie werden gemäht, aber nie die ganze Fläche auf einmal, sondern längs gestaffelt, damit immer eine halbhohe Vegetation vorhanden ist. Es müssen zwei Arten von Säumen unterschieden werden:

 

  • Säume auf Ackerfläche werden, wie der Name sagt, auf der Ackerfläche mit einer speziellen Samenmischung angesät.

 

  • Säume auf Wiesland werden auf Wieseland angelegt, indem man die Fläche einmal jährlich gestaffelt mäht, idealerweise in Längsrichtung. Sie können aber auch mit der gleichen Samenmischung wie Säume auf Ackerflächen angesät werden.
Altgrasstreifen in Wiesenlandschaft

Altgrasstreifen auf Wiese. © Cristina Boschi

Altgrasstreifen sind Wiesenstreifen, welche bei der Mahd stehen gelassen werden. Bei jedem Schnitt werden an wechselnden Standorten 5–10 Prozent der Fläche in Streifenform stehen gelassen.

Buntbrache mit Blick auf Wald im Hintergrund

Buntbrache. © Cristina Boschi

Brachen sind naturnahe blumenreiche Lebensräume im Ackerland, welche mit einer speziellen Saatmischung angesät werden. Buntbrachen werden in Streifenform und Rotationsbrachen flächig angelegt. Erstere bleiben 2–8 Jahre am gleichen Standort bestehen, letztere 1–3 Jahre. Muss eine Brache wegen hohem Unkrautdruck oder starker Vergrasung aufgehoben werden, sollte in der Nähe eine neue Brache angelegt werden.

Graben neben Feldweg

Mit Staudenvegetation bewachsener Graben. © Cristina Boschi

Geeignete Gräben sind sichere Verbindungselemente zwischen den Patches/Lebensraumbereichen. Der Graben sollte ungefähr 50 cm tief und 50 cm breit sein. Er kann mit dem Pflug erstellt werden, indem man je einmal in beiden Richtungen tief umbricht. Idealerweise ist der Graben mit krautigen, nicht verholzten Pflanzen bewachsen (Staudenvegetation).

Bild: © Albert Heeb